@Fabian Schulz

Trainingssequenzen

Impulse für das Training aus den Tennisdisziplinen von Menschen mit Behinderung.

Blindentennis

Einleitung

Blindentennis ist die Tennis-Disziplin für Menschen mit Sehbehinderung. Von so genannter Vollblindheit bis zu einem Sehrest von ca. zehn Prozent gibt es vier Startklassen. Grundsätzlich ist die Disziplin sehr nah am Originalsport – einige Modifikationen gibt es allerdings. Sie machen möglich, dass Tennis von Sportler:innen mit Sehbehinderung trainiert und gespielt werden kann.

Das vorliegende Modul erklärt die wichtigsten Grundlagen und gibt konkrete Anregungen für das Blindentennis-Training. Es soll ermutigen, immer mehr Blindentennis-Angebote in ganz Deutschland aufzubauen.

Grundlagen

Wer kann Blindentennis spielen und wie genau sind die vier Startklassen aufgeteilt? Informationen zur Zielgruppe, den grundsätzlichen Regeln auch den unterschiedlichen Feldgrößen gibt folgendes Video.

Ergänzend zu den Informationen im Video, zeigt diese Tabelle alle Startklassen und Regeln im Überblick. Zeile 1 nennt auch die exakten Werte in der medizinischen Einheit „LogMAR“, anhand derer die Teilnehmenden augenärztlich klassifiziert und in die vier Konkurrenzen eingeteilt werden. Diese Klassifizierung nimmt der Deutsche Behindertensportverband (DBS) vor.

Tabelle

Es wird auf einem normalen Tennisplatz trainiert, alle Beläge möglich, dennoch sind einige Materialanpassungen notwendig: Fühlbare Linien, rasselnde Bälle, kleinere Schläger. Video 1.3 zeigt das Material fürs Blindentennis-Training im Detail.

Wie können sich blinde Teilnehmende auf der Anlage, in der Halle und auf dem Platz orientieren? Wie lässt sich ein Gruppentraining mit mehreren Vollblinden aber nur einem Coach organisieren, ohne dass sich alle gegenseitig umrennen? Video 1.4 stellt ein sicheres Rotationsverfahren vor.

Wie gibt man Blindentennis-Spieler:innen Feedback innerhalb des Trainings? Wie kann den Teilnehmenden eine konkrete Vorstellung von ihrer Umgebung vermittelt werden? Wie laufen Bewegungsdemonstrationen von tennisspezifischen Techniken ab? Methodische Tipps fürs Training gibt Video 1.5.

Tennistraining muss immer individuell an die Bedarfe der Teilnehmenden angepasst werden. Welche methodischen Unterschiede es zwischen den Startklassen der Vollblinden (B1) zu den Spieler:innen mit zunehmendem Sehrest (B2 - B4) gibt, vermittelt Video 1.6.

Koordination

Wie auch im Tennis von Sehenden, bilden die koordinativen Fähigkeiten die motorische Grundlage zur Ausübung des Blindentennis. Worauf im Training ein besonderer Fokus gelegt werden sollte und wie sich sehbehinderte Sportler:innen spielgemäß orientieren können, obwohl Platz und Bälle nicht gesehen werden, zeigen die folgenden vier Videos.

Zunächst müssen systematisch die Dimensionen des Platzes kennengelernt werden. Dabei kann Vertrauen mit der Umgebung sowie Sicherheit in der Bewegung bei langsam steigendem Anspruch an Dynamik und Präzision aufgebaut werden.

Die koordinative Fähigkeit Gleichgewicht ist ohne Sehfähigkeit besonders herausfordernd und muss daher explizit trainiert werden, um die Qualität aller Bewegungen auf dem Platz und im Schlag zu verbessern. Video 2.2 gibt hierzu einige Übungsimpulse.

Da der Ball im Blindentennis häufiger aufspringen darf, dabei im dreidimensionalen Feld geortet und sich dementsprechend bewegt werden muss, ist die koordinative Fähigkeit Rhythmisierung im Blindentennis essenziell. Sie kann in verschiedenen Trainingsformen ohne und mit Schläger trainiert werden.

Die Flugkurve des Balls verstehen und antizipieren zu können, sich anhand der taktilen und akustischen Informationen zu bewegen, muss schrittweise trainiert werden. Für diese komplexe, kombinierte koordinative Fähigkeit der Differenzierung und Orientierung, liefert Video 2.4 einige Trainingsimpulse.

Techniktraining

Parallel zur Koordination werden im Blindentennis-Training tennisspezifische Techniken und Taktiken vermittelt. Die Hauptaktionen der Techniken Vor- und Rückhand oder Aufschlag sind dabei dieselben wie im sehenden Tennis. Einige Details sind allerdings etwas anders, da die Teilnehmenden nichts oder nur sehr eingeschränkt sehen, die Feld- und Schlägergröße variiert und der Ball ein anderer ist. Es gilt, als Trainer:in das Wissen anzuwenden, das aus dem Tennis mit sehenden Teilnehmenden bekannt und erprobt ist und diese Praktiken auf die Bedarfe und Voraussetzungen der Sportler:innen im Blindentennis zu transferieren.

Video 3.1 zeigt mögliche Vermittlungswege und Besonderheiten für die Erarbeitung des Aufschlags im Blindentennis. Wie wird der Ball angeworfen, wie die komplexe, gekoppelte Bewegung erlernt und woher wissen die Spieler:innen, wo der korrekte Aufschlag landen soll?

„Vom rollenden zum springenden Ball“ ist die perfekte Übungsreihe, bei der mehrere Schritte aufeinander aufbauen, um tennisspezifische Schläge wie Vor- und Rückhand zu erlernen. Der Schwierigkeitsgrad sollte individuell gesteigert werden, sodass man mit zunehmender Komplexität der Übungen immer sicherer wird. Alle notwendigen koordinativen Fähigkeiten werden hierbei beansprucht.

Natürlich müssen im Training auch Ballwechsel gespielt werden, bestenfalls mit Aufschlag, Return und Folgeschlag. Auch nach Fehlern der Teilnehmenden, kann der oder die Trainer:in den Ballwechsel in Gang halten. Diese Praxis bietet Gelegenheiten, das Erlernte im Spielfluss umzusetzen und für konkrete Rückmeldungen zu möglichen positiven Aktionen oder auch Fehlern.

Mehr

Mehr Informationen zum Thema Blindentennis in Deutschland bietet der DTB unter www.vereine.tennis.de/blindentennis

Hier im Blog unter Veröffentlichungen findest Du einige weitere Infos in Fachartikeln.


Rollstuhltennis

Einleitung

Rollstuhltennis ist eine paralympische Tennis-Disziplin, die Menschen mit Gehbeinträchtigung im Sportrollstuhl ausüben. Die gleichen Felder, Bälle, Schläger und Trainingsmethoden wie im Tennis von Menschen ohne Behinderung kommen zum Einsatz.

Das vorliegende Modul erklärt die wichtigsten Grundlagen und gibt konkrete Anregungen für das Rollstuhltennis-Training.

Wie funktioniert Rollstuhltennis? Welches Equipment wird benötigt? Nach welchen Regeln wird gespielt und wer darf und kann überhaupt diesen Sport ausüben? Die Antworten auf alle grundlegenden Fragen zu dieser dynamischen Tennis-Disziplin gibt folgendes Video:

Chair-Skills

Wie bewegt man den Sportrollstuhl mit dem Schläger in der Hand? Wie baut man Geschwindigkeit auf und welche Fahrwege sind auf dem Tennisplatz sinnvoll, wenn man zu Vor- und Rückhänden unterschiedlicher Länge fährt? Die Videos zu den "Chair Skills" zeigen, wie man sich mit konkreten Übungen fürs Rollstuhltennis fahrerisch verbessert und so natürlich auch das Spiel stärker macht! Die. Chair Skills. Sind. Sozusagen das, was die Beinarbeit bei laufenden Spieler*innen ist.

Alle Basics zum Thema Fahren und Platzabdeckung im Rollstuhltennis gibt es im folgenden Video:

Bei der Linienfahrt wird jede Linie des Tennisplatzes abgefahren, wobei immer wieder zum Startpunkt zurückgekehrt werden muss. Durch die unterschiedlichen Variationen, z.B. vorwärts und rückwärts oder mit und ohne Schläger, werden Ausdauer, die Koordination und vor allem immer wieder das schnelle Anfahren und Abbremsen trainiert:

Bei der Pyramidenfahrt steigert sich die Anzahl von Schüben, mit denen der Rollstuhl angetrieben wird, in jeder Runde und anschließend geht es wieder schrittweise zurück. Durch die unterschiedlichen Variationen, z.B. vorwärts und rückwärts oder mit und ohne Schlagsimulation, trainiert man Ausdauer, die Koordination und vor allem immer wieder das schnelle Anfahren. Theoretisch wird für diese Übung nicht einmal einen Tennisplatz benötigt:

Die Sternfahrt trainiert die wichtigsten Fahrtrichtungen im Rollstuhltennis, die sich mit dieser Übung perfekt routinieren lassen. Wichtig dabei ist, dass direkt auf die korrekte Fahrweise geachtet wird und die Bewegungen sich so spielnah wie möglich ausgeführt werden, indem z.B. der Blick zur gegnerischen Seite nicht vergessen wird. Das sollte erst ohne Schläger und später auch mit Schlagsimulation trainiert werden:

Diese Form des High Intensity Intervall-Trainings ist perfekt, um vier Minuten lang Vollgas zu geben und dabei alle Schläge zu trainieren, die im Rollstuhltennis-Grundlinienduell benötigt werden. Das Tabata mehrfach die Woche oder einfach nochmal am Ende eines Trainings zu machen, wird schnell einen positiven Effekt auf die Fahrweise und die Ausdauer bringen! Theoretisch wird für diese Übung nicht einmal ein Tennisplatz benötigt:

Schlag-Analyse

Die Schlaganalysen helfen, die Tennis-Technik im Sportrollstuhl zu verbessern und zu verstehen, worauf es bei den Schlägen im Rollstuhltennis wirklich ankommt. Die individuelle Behinderung spielt natürlich bei der Durchführung immer eine Rolle aber mit der kontinuierlichen Arbeit an einer guten Technik wird sich das Spiel deutlich verbessern! Die Vorhand-Topspin hat in ihren Grundzügen viele Gemeinsamkeiten zur Vorhand im Stehen bzw. Laufen.

Wichtig ist z.B., dass der Schläger in der richtigen Griffhaltung ist und er bis zum Treffpunkt von hinten unten nach vorne oben schwingt. Der Treffpunkt selbst sollte seitlich vor dem Körper sein. Alle weiteren wichtigen Details zeigt das Video:

Der Rückhand-Slice hat in seinen Grundzügen viele Gemeinsamkeiten zum Slice im Stehen bzw. Laufen. Wichtig ist z.B., dass der Schläger in der richtigen Griffhaltung ist und er bis zum Treffpunkt von hinten oben nach vorne unten schwingt. Der Treffpukt selbst sollte seitlich vor dem Körper sein. Alle weiteren wichtigen Details zeigt das Video:

Die Rückhand-Topspin ist so gut wie der einzige Schlag, der im Rollstuhltennis einen wirklich großen Unterschied zum laufenden Tennis aufweist: Bei der so genannten "Reverse Rückhand", die es nur im Rollstuhltennis gibt, ist entscheidend, dass der Schläger in der richtigen Griffhaltung ist (Handrücken zeigt zum Körper) und er bis zum Treffpunkt von hinten unten nach vorne oben schwingt. Der Treffpunkt selbst sollte seitlich vor dem Körper sein. Alle weiteren wichtigen Details zeigt das Video:

Der Aufschlag im Sitzen beim Rollstuhltennis hat in seinen Grundzügen viele Gemeinsamkeiten zum Aufschlag im Stehen. Wichtig sind auch hier die korrekte Griffhaltung und dass die Bewegung in einer flüssigen Kette abläuft. Der Ball sollte beim Anwurf so lange wie möglich nach oben begleitet werden, bevor er losgelassen wird. Der Treffpunkt selbst sollte weit oben und seitlich vor dem Körper sein. Alle weiteren wichtigen Details zeigt das Video:

Tennis-Skills

Bei den Tennis Skills des Rollstuhltennis-Moduls handelt es sich um konkrete Übungen für das Training, die helfen, Rollstuhltennnis zu erlernen und die Qualität des Spiels stetig zu verbessern

„Vom rollenden zum fliegenden Ball“ ist die perfekte Übungsreihe, bei der mehrere Schritte aufeinander aufbauen, um den richtigen Rhythmus für die komplexe Verbindung aus Fahren und Schlagen zu erlernen. Der Schwierigkeitsgrad sollte ganz individuell gesteigert werden, sodass man mit der Komplexität der Übungen immer sicherer wird.

Die Übung mit den so genannten Bounce Zonen ist extrem wichtig im Rollstuhltennis, denn man muss bei jedem Ball neu entscheiden, ob man ihn einmal oder zweimal aufspringen lassen will. Hier sind Rhythmus, Timing und der richtige Fahrweg gefragt.

Diese Übung simuliert eine konkrete Spielsituation, die in jedem Match vorkommt: Eigener Aufschlag, Return von der gegnerischen Seite und dann der Folgeschlag. Wir zeigen in diesem Video einen taktischen Spielzug von der Einstandseite und einen von der Vorteilsseite, mit denen systematisch und gut vorbereitet das Aufschlagspiel gestaltet werden kann.

Grundsätzlich gilt es auch im Technik- und Taktiktraining, als Trainer*in herauszufinden, welche Übungen, die aus dem Tennistraining von Menschen ohne Behinderung bekannt sind, auf das Rollstuhltennis angewendet werden können. Die Gemeinsamkeiten sind bedeutend größer als die Unterschiede, sodass jede*r ausgebildete*r Tennistrainer*in auch erfolgreich Rollstuhltennis unterrichten kann, wenn mutig, kreativ und nah an den individuellen Voraussetzungen der Teilnehmenden gearbeitet wird.

Mehr

Weitere Trainingsimpulse veröffentliche ich auf meinem Instagram-Kanal. Einige weitere Infos in Fachartikeln findest Du auch unter Veröffentlichungen.

Mehr Informationen zum Thema Rollstuhltennis in Deutschland bietet der DTB unter www.dtb-tennis.de/rollstuhltennis

Mehr Informationen zum Rollstuhltennis weltweit bietet die ITF unter www.itftennis.com

Perspektiven zu Fachthemen

Einige persönliche Ansichten zu ausgewählten Themen aus dem Tennissport.

Videos
  • Vortrag zum Thema „Inklusion im Tennis umsetzen“ auf dem Internationalen Tenniskongress 2019
    [YouTube, 57:15 Min.]

  • Organisation eines inklusiven Doppelturniers: Tennis für Alle Championships 2021
    [YouTube, 2:58 Min.]

  • Überarbeitung des Deutschen Tennis Sportabzeichens, sodass es in der Neuauflage auch inklusiv absolviert werden kann: Mit Anpassungen für Rollstuhl- und Blindentennis
    [YouTube, 3:02 Min.]

  • Organisation des Deutschen Blindentennis-Workshops
    [YouTube, 3:14 Min.]

  • Organisation des Deutschen Rollstuhltennis-Workshops
    [YouTube, 3:16 Min.]
Podcasts
  • Zusammen mit Spielerin Britta Wend 2020 im Podcast „Kleines Tennis“
    [Spotify, 102 Min.]

  • 2021 im Podcast „Kleine Otter: Kinder und Sport“
    [Spotify, Teil 1, 40:47 Min.]
    [Spotify, Teil 2, 40:20 Min.]

  • Zusammen mit Spieler Nick Nobbe 2021 im Podcast „Alles Para?!“
    [Spotify, 52:29 Min.]

  • Vorlesung von mir an der Goethe-Universität Frankfurt 2021 zum Thema „Chancen und Herausforderungen durch Inklusion und Sport von Menschen mit Behinderung“, aufgenommen im Podcast „Sport, der Wissen schafft“
    [Spotify, 79 Min.]

  • Im „Advantage Podcast“ live aus Tokio von den Paralympischen Spielen 2021
    [Spotify, 46:03 Min.]

  • 2021 im Podcast „BTV Inside“ über Inklusion im Verein
    [Spotify, 45:29 Min.]

  • 2022 im „Podklusion“ in leichter Sprache Blinden- und Rollstuhltennis erklärt
    [Spotify, Teil 1, 11:51 Min.]
    [Spotify, Teil 2, 14:59 Min.]

  • 2023 im Podcast „Inside Out“ über die Entwicklung von Inklusion im deutschen Tennis
    [Spotify, 59:36 Min.]

Aktuelle Veröffentlichungen

Hier findest Du eine Auswahl meiner Veröffentlichungen, die ich zum Download bereitstellen darf.

Vierteilige Artikelreihe in der „Tennissport“ zu den Grundlagen der Paratennis-Disziplinen:
  • Höfken, N. & Anneken, V. (2017). Trainingspraxis Inklusion: Rollstuhltennis. TennisSport. Fachzeitschrift für Training und Wettkampf, 28 (1), S. 42-46.
    [PDF, 282 KB]

  • Höfken, N. & Anneken, V. (2017). Trainingspraxis Inklusion: Blindentennis. TennisSport. Fachzeitschrift für Training und Wettkampf, 28 (2), S. 42-46.
    [PDF, 193 KB]

  • Höfken, N. & Anneken, V. (2017). Trainingspraxis Inklusion: Tennis von Menschen mit geistiger Behinderung. TennisSport. Fachzeitschrift für Training und Wettkampf, 28 (3), S. 43-46.
    [PDF, 164 KB]

  • Höfken, N. & Anneken, V. (2017). Trainingspraxis Inklusion: Gehörlosentennis. TennisSport. Fachzeitschrift für Training und Wettkampf, 28 (4), S. 42-46.
    [PDF, 267 KB]
Artikel zu positiven Effekten der Umsetzung von Inklusion in Training und Verein:
  • Höfken, N. (2018). Inklusion als Chance. TennisSport. Fachzeitschrift für Training und Wettkampf, S. 28-30.
    [PDF, 141 KB]
Artikel zum systematischen Struktur-Ansatz des Tennis für Alle-Projektes:
  • Höfken, N. (2023). Der Tennisplatz als Ort der Begegnung. DGUV Forum 09-2023, S. 13-15.
    [PDF, 3,5 MB]